über das Leben mit Kindern nach dem Continuum Concept
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Janinas Stillgeschichte
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Als ich mit Alexander schwanger war, deckte ich mich erst mal mit sämtlichen Erziehungsratgebern ein, darunter auch das Stillbuch von Hannah Lothrop. Es hat mir sehr geholfen zu verstehen, dass man ein Kind nach Bedarf stillt, dass es Wachstumsschübe gibt usw. Dennoch ging ich davon aus, 6 Monate zu stillen und dann abzustillen. Das machten ja alle so.
Als Alexander dann endlich auf der Welt war, war ich so überwältigt, dass ich an gar nichts gedacht habe; ich wäre auch nicht von alleine darauf gekommen, ihn anzulegen, glaube ich. Jedenfalls kam die Hebamme, die Alexanders Geburt begleitet hatte, und schob ihm meine Brustwarze ohne mich (oder ihn) vorzuwarnen, in seinen Mund. Er hat sich so erschrocken, dass er erst einmal zugebissen hat. Ab da war meine Brustwarze für die ersten zwei Wochen blutig. Ich hatte den Milcheinschuss erst am fünften Tag, ich denke, auch, weil die Schwestern im Krankenhaus Tee zugefüttert haben bzw. mir dazu geraten hatten. Damals wusste ich nicht, dass das für eine Stillbeziehung auch schädlich sein kann. Ansonsten muss ich sagen, dass die Schwestern sehr nett und hilfreich waren und einem auch bei Problemen halfen. Ich hatte sonst keine Probleme, doch sie halfen meiner Bettnachbarin mit ihrer kleinen Tochter; sowohl tagsüber als auch nachts.
Nach zwei Tagen waren wir dann endlich zu Hause, eine Nachsorgehebamme kam aber noch jeden Tag zu uns. Er war damals sehr schläfrig - es lag wohl an der Geburt und an der leichten Gelbsucht - und deshalb sagte sie mir, ich sollte ihn, wenn er zu lange schläft, auch mal wecken. Wegen der wunden Brustwarzen riet sie mir zu Stillhütchen, die ich dankend annahm, was ich heute aber nicht mehr machen würde. Die Brustwarzen verheilten wieder, aber ich bin mir sicher, dass sie das auch ohne Stillhütchen getan hätten. Nach zwei Wochen konnte ich sie ihm gottseidank innerhalb eines Tages abgewöhnen.
Dann kam ein Wachstumsschub mit etwa 3 Monaten. Obwohl ich viel darüber gelesen hatte, war ich doch sehr verunsichert. Ich wusste nicht, dass ein Kind viel öfter, vielleicht sogar ständig trinkt. Dann haben wir ihm ein paar Mal sogar eine Flasche gemacht, aus Verzweiflung. Er hat aber nie mehr als 50 ml getrunken. Damals sah ich das Stillen noch einzig als Ernährung an. Deshalb habe ich zwischendurch sogar versucht abzustillen - aber sehr halbherzig, weil ich das Stillen mochte, weil mir die Arbeit mit den Flaschen zuviel war und vor allem weil Alexander sich wehrte! Doch irgendwann spielte sich das Milchangebot wieder ein, und wir stillten weiter, alle zwei Stunden. Unsere Kinderärztin sagte zwar, alle zwei Stunden sei ja vieeeel zu viel und wir sollten ihn mit Tee hinhalten, doch den wollte Alexander nicht, was ich mir schon gedacht hatte. Diese Zeit war schwer, weil mir der Zwei-Stunden-Abstand zu kurz war. Aber ich habe dann meinem Kind vertraut und mich darauf eingelassen, und ab dann ging es besser.
Mit 6 Monaten wollten wir zufüttern mit Gläschen, weil dann ja "die Milch nicht mehr reicht". Mein Sohn war da anderer Meinung und stillte voll, bis er 8 Monate alt war. Dann gab es jeden Mittag Gläschen. Immer Karotte mit Mais, denn etwas anderes rührte er nicht an. Und er aß immer exakt ein halbes Gläschen, nie mehr. Das wurde ihm und mir nach ein paar Wochen zu langweilig, und er aß einfach unser Essen mit. Er aß damals schon fast alles, auch harte Sachen wie Brot, Zwieback und ähnliches, obwohl er damals noch keinen einzigen Zahn hatte. Er lutschte die Sachen weich, bis er sie runterschlucken konnte. Seinen ersten Zahn bekam er mit 11 Monaten und dann in schnellem Abstand noch weitere 6 Stück. In dieser Zeit fing er auch an, mehr zu essen und auch mal eine Stillmahlzeit zu ersetzen, und so ist es bis heute (15 Monate).
Das heißt aber nicht, dass er weniger stillt! Nein, er trinkt nur nicht mehr so oft. Wirklich trinken an der Brust will er etwa 3 bis 5 Mal am Tag, dazwischen noch zusätzlich viele Male nuckeln: Zum Trösten, zum Schlafen, einfach so... Ich denke, unsere Stillbeziehung ist noch lange nicht zu Ende.
Rückblickend kann ich sagen, dass je älter Alexander wird, desto mehr Spaß macht das Stillen!
© 2002 Janina