über das Leben mit Kindern nach dem Continuum Concept
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Barbaras Weg zum Continuum Concept
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Als unser zweiter Sohn geboren wurde, war das der Anfang einer bewussten Hinwendung zum Continuum Concept. Vorher haben wir sehr vieles intuitiv nach den Ideen des Continuum Concepts und des Attachment Parenting gemacht: unser Erstgeborener wurde immer nach Bedarf gestillt, durfte sich sein Bett selber aussuchen, wurde viel getragen und kaum direktiv erzogen. Als sich unsere Familie jedoch erweiterte, suchte ich nach mehr Form, nach einem Rahmen, der unsere Einstellung festigt, unseren Weg bestärkt und so stieß ich eher zufällig auf das Continuum Concept im Internet. Sofort kaufte ich mir das Buch Auf der Suche nach dem verlorenen Glück von Jean Liedloff, las es in wenigen Tagen durch und fand darin viele neue Ideen und Bestärkung für unsere Familie. Für mich war das Buch und alle nachfolgenden Bücher, die den "etwas anderen Zugang" zum Leben mit Kindern aufzeigen, das Erlebnis schlechthin. Alle Elternratgeber, die ich vorher in den Händen hatte, gaben mir das Gefühl, eine Exotin zu sein, es fühlte sich nicht gut an, sie zu lesen, noch weniger, so wie es darin propagiert wird zu handeln. Sie sprachen von einem Umgang mit dem Kind, wie er für unsere Familie nicht passte. Ich hatte nie das Gefühl, mein Kind erziehen zu müssen, ihm den Weg zu zeigen, ihm Schlafen beizubringen es an feste Essenszeiten gewöhnen zu müssen, ihm Verbote aufzuerlegen "weil man das eben so macht". All das klang falsch in meinen Ohren. Und endlich fand ich Literatur über einem sanften Weg mit dem Kind, der das Kind respektiert, schätzt und sich nicht anmaßt, es erziehen zu wollen. Genau das hatte ich immer gesucht.
Unser zweiter Sohn, gerade frisch geschlüpft, wurde die ersten Wochen ausschließlich getragen - erst später griff ich selten, aber mit gutem Gewissen auf den Kinderwagen zurück, mein Großer war erst zwei Jahre alt, konnte nicht alles zu Fuß gehen, ich war manchmal einfach auf die Karre angewiesen – er war rund um die Uhr gestillt, hatte fast immer Körperkontakt, und er genoss das Familienbett.
Unser dritter Sohn bekam die ersten 10 Wochen 24 Stunden am Tag Körperkontakt, er wurde die ganzen ersten Monate nie abgelegt, so lange, bis er es selber einforderte. Er wird ausschließlich getragen, was sich einfach fantastisch anfühlt. Ich bin sehr glücklich mit diesem kleinen Tragling und "Rund-um-die-Uhr-Stillkind". :o)
Das Continuum Concept ist vielschichtiger, als es in meinen kleinen Text erscheinen mag, das ist mir klar. Ich benutzte hier die Aufhänger desCC, um unsere Geschichte darzulegen. Den Anfang kann man sehr gut mit Tragen, Stillen, Co-Sleeping, Respekt und Nähe beschreiben. Sehr schnell fand ich durch dieses bewusste Ausleben der Nähe in allen Bereichen einen noch intensiveren Zugang zu unserem ersten Sohn: Ich merkte zum Beispiel, wie oft ich ihm zuwenig Kompetenz zugetraut hatte, obschon ich eh schon die Rabenmutter schlechthin in meinem Umfeld war. :) "Geh hin, er fällt doch gleich runter!", "Wie kannst du ihm nur ein Messer in die Hand geben, er ist doch erst zwei Jahre alt?!" Und so weiter. Meine Söhne sind äußerst geschickt im Umgang mit den Dingen. Auch motorisch beeindrucken sie mich immer wieder. Sie wissen die meisten Gefahren selber einzuschätzen. So wissen sie, wie hoch sie klettern können, ohne zu fallen, wo runterspringen, ohne sich weh zu tun, was und wieviel sie essen möchten, damit sie satt und zufrieden sind, wo sie schlafen wollen etc.
Ein Kind weiß das, solange man das Kind nicht manipuliert, es bevormunden und ihm ständig beibringen will, was gut für es ist. Kinder sind sehr kompetent in ihrem Wesen, sie brauchen keine Führung, keine Lebenshilfe, keine Anleitung. Sie lernen aus ihren eigenen Erfahrungen und dem Vermögen, die Welt aus ihrer Sicht wahrzunehmen. Ich lerne von meinen Kindern genauso, wie sie von mir. Eigentlich trifft es am ehesten zu, wenn ich sage, dass wir jeden Tag von einander lernen, miteinander und aneinander wachsen, uns gegenseitig herausfordern und lernen.
Barbara