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Stillen und Rooming-In

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Eigentlich habe ich mich die 5 Tage im Krankenhaus sehr wohl gefühlt. Durch eine Zusatzversicherung hatte ich das Glück, in einem Einzelzimmer zu liegen. Mein Sohn konnte die ganze Zeit bei mir sein, und das war er auch, bis auf zwei Ausnahmen: In der ersten Nacht gab ich ihn ab, denn noch war alles zu neu für mich, und ich wollte mich von der Geburt erholen. Ich befürchtete, ihn vielleicht nicht zu hören oder dauernd von ihm gestört zu werden. Beides war im Nachhinein unbegründet, aber das wusste ich da noch nicht. Von der zweiten Nacht berichte ich weiter unten.

Ansonsten war mein Sohn immer bei mir, und zum Graus der Schwestern schlief er bei mir im Bett. Dafür hatte ich ein Moltontuch um ihn geschlagen, lag selbst auf dem einen Ende und hatte das andere Ende unter den oberen Arm geklemmt. Zusätzlich sorgte der Nachtisch und eine Kissenrolle dafür, dass der Kleine nicht aus dem Bett fallen konnte. So schliefen wir derart gut, dass mein Mann eines Nachmittags ein Foto von uns schießen und anschließend noch 20 min. spazieren gehen konnte, ohne, dass wir etwas merkten.

Mit dem Anlegen hatten weder ich noch mein Baby Probleme. Es klappte von Anfang an perfekt. Nicht umsonst hatte ich im Geburtsvorbereitungskurs aufgepasst. Ansonsten musste man zu den Schwestern gehen, wenn es Probleme gab, doch wer merkt schon von selbst, dass er falsch anlegt? Ich sah so z. B. eine Mutter, deren Tochter ihr schon Blutergüsse an der Brust gemacht hatte und die nun von einer Schwester die Handhabung einer Milchpumpe erläutert haben wollte. Aber auch das war nun schon so schmerzhaft, dass die Mutter sich lieber für das Anlegen ihrer Tochter statt der Maschine entschied. Dies sei wenigstens mit Liebe, sagte sie.

Ich selbst bekam noch vor dem Micheinschuss in der zweiten Nacht Probleme. Ich stillte und stillte. Jeweils 2 x 10 min. im Wechsel, dann pausierte ich. Der Kleine war hungrig und unglücklich, also legte ich ihn immer wieder an. Die Brustwarzen waren wund, ich erschöpft. So fragte ich um Mitternacht die Kinderkrankenschwester um Rat. Ich sollte ohne Pause weiter machen, obwohl nichts zu holen war und ich tat wie geheißen und stillte erfolglos weiter. Nach zwei weiteren Stunde gab ich dann erschöpft auf. Mein Baby war immer noch hungrig und todunglücklich, meine Brustwarzen wund und leer. Die Kinderkrankenschwester hatte Erbarmen und fragte, ob sie ihm etwas Tee geben dürfte? Ich sagte ja. Die Schwester nahm ihn mit, gab ihm 20 ml Fencheltee (er hätte auch locker das doppelte getrunken) und wiegte ihn in den Schlaf. Ich versuchte auch zu schlafen, wurde aber 2 Stunden später von Schüttelfrost geweckt. Der Milcheinschuss war da.

Die Brüste schmerzten, die wunden Warzen rieben an den Einwegstilleinlagen. Nach dieser Nacht war ich verwirrt. Die Anweisungen der Schwestern hatten sich widersprochen. Daraufhin holte ich mir meine "Hebammensprechstunde" und das Stillheft von meiner Vorbereitungs-Hebamme heraus. Hier gab es klare eindeutige Anweisungen und einen Hinweis auf Seide/Wolle-Stilleinlagen. Die hatte ich zum Glück auch dabei, und sie waren eine Wohltat. Ab da hielt ich mich an diese Anweisungen, egal, was andere sagten, und damit fuhr ich gut. Weder meine Mutter noch meine Schwiegermutter, meine Schwägerinnen oder meine Schwester hatten nennenswerte Stillerfahrung, dafür aber oft Vorschläge und Vorurteile:

  • Dein Kind trinkt nicht richtig. Er sollte nicht mehr als max. 6 Mahlzeiten haben, und dazwischen solltest Du nicht stillen.

  • Dein Kind braucht so viele Mahlzeiten, weil Du zu wenig Milch hast. Fütter zu.

  • Dein Kind ist jetzt 4 Monate alt, da braucht es doch auch Beikost.

  • Dein Kind ist nun 6 Monate alt, endlich gibst Du ihm Beikost, aber wann willst Du ihn endlich abstillen

  • Nun hast Du schon 10 Monate gestillt, jetzt solltest Du aber aufhören, denn Du laugst aus, und Deine Milch kann ihn eh nicht mehr ernähren

  • Wie gut, dass Du endlich aufgehört hast zu stillen. Dein Busen wird jetzt trotzdem ruiniert sein.

All das ist absoluter Humbug! Hätte ich auf diese Ratschläge gehört, vermutlich hätte ich schon nach 6 Wochen entnervt aufgeben müssen. So stillte ich nach Bedarf und so lange, wie mein Sohn es wollte. Mit 4 Monaten hatten wir eine Stillkrise, die wir aber mit Hilfe einer Stillberaterin in Griff bekamen. Mein Sohn war und ist kein "Mickerle", sondern sogar etwas größer, als man in seinem Alter erwarten würde. Für diese Größe hat er zudem das optimale Gewicht, was will man mehr? Er ist jetzt 14 Monate alt, mein Busen baut gerade wieder sein Fettgewebe auf, und er hat schon fast wieder seine alte Form und Festigkeit.

 

© 2002 Moni

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