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Stillen und Berufstätigkeit

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Leon kam absolut ungeplant in unser Leben geschneit. Ich bin selbständig und dachte eigentlich, dass ich mich damit gegen eigene Kinder entschieden hätte. Tja, manchmal kommt es eben anders als man denkt und das ist gut so.

Schon in der 6. SSW hatten wir unsere Tagesmutter gefunden. Über die Erziehung hatten wir uns noch keine konkreten Gedanken gemacht, also war es auch nicht wichtig, ob sie zu unserem "Konzept" passt, sondern, ob wir uns vorstellen können, unseren Schatz in ihre Hände zu geben.

Gedanken, die ich mir machte, drehten sich sehr stark um das Thema Stillen. Meine drei Schwestern haben alle gestillt, also sollte man annehmen, dass es auch bei mir klappen würde. Einziges Hindernis hätte eine Tumor-OP vor 10 Jahren sein können. Ich las das Stillbuch von vorne bis hinten mindestens 3 mal und packte es auch in meinen Klinikkoffer.

Der Kaiserschnitt war also vorbei und unser Kind fiel in einen Tiefschlaf und so konnte ich ihn erst 24 h später anlegen. Er trank selig und ich war begeistert. Es wäre wohl auch so geblieben, wäre da nicht der einzige Nachteil der Entbindungsklinik gewesen: die Kinder wurden vor und nach dem Stillen gewogen. Ich halte das für absoluten Blödsinn, denn mich setzte das enorm unter Druck. Leon war zwar offensichtlich mit den paar Gramm zufrieden, aber er schlief auch sehr viel, was mich total verunsicherte. Ein Übriges tat dann auch noch meine Zimmernachbarin, die die ersten Tage noch da war., mit ihren Kommentaren. Sie hatte auch per KS entbunden und fütterte bereits in der Klinik mit der Flasche zu. Als mich dann samstags die Wochenbettdrepression überkam, schob ich auch noch Panik, dass unser Kind nicht genug Milch bekommen würde. Eine der Kinderschwestern verabreichte mir Pulsatilla-Globuli und am nächsten Tag war der Milcheinschuss da, unbemerkt und ohne Probleme. Ich legte Leon unermüdlich an und liess ihn saugen solange er wollte. Ich brachte ihn auch nicht mehr ins Kinderzimmer, so umgingen wir den Wiegestress.Wir wurden also stillend entlassen und unsere Nachsorgehebamme unterstützte uns tatkräftig bei der Festigung unserer Stillbeziehung auch im Hinblick auf meine Berufstätigkeit, die ich ja nach 8 Wochen wieder aufnehmen musste.

Sie empfahl mir eine Milchpumpe, und ich begann mir einen Vorrat zuzulegen.

So kam also mein erster Arbeitstag. Es fiel mir sehr schwer, unseren kleinen Schatz bei der Tagesmutter zu lassen. Zum Glück kannte ich sie vorher schon sehr gut und wusste, dass er niemals schreien müsste. Die ganze Familie war rührend um Leon besorgt.

Er kam immer mit seinem Mumivorrat zu ihnen und während der Zeit pumpte ich im Geschäft die gleiche Menge ab. Für eventuelle Notfälle stand ich auf Abruf parat und in der Mittagspause holte ich Leon ab oder blieb bei der Tagesmutter mit ihm, um ihn zu stillen. Leon war auch mit der Flasche zufrieden, hauptache sie enthielt Mumi.

Zeitweise pumpte ich übrigens auch an den Wochenenden ab, damit Mike Leon die Flaschen geben konnte. Beim ersten Mal konnte man nicht sagen, wer von beiden mehr gestrahlt hat, Vater oder Sohn. Mike genoss es sehr auch von der Ernährung unseres Kindes nicht ausgeschlossen zu sein und unterstützte mich wo er nur konnte.

Leon wurde 6,5 Monate voll gestillt und stillt mit seinen 15 Monaten immer noch mindestens morgens, gelegentlich auch öfter, besonders wenn er krank ist.

Gerade wegen meiner Berufstätigkeit geniesse ich diese Nähe beim Stillen besonders, es sind auch für mich Momente, wo ich Energie und Ruhe tanken kann. Ich möchte diese Zeit nicht missen.

 

© 2002 Martina

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